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Der Alraunige Homunculus

Homunculi sind, aventurischen Sagen und Legenden zufolge, belebte Wesen, die denjenigen dienen, die ihnen einen Willen, oder Lebenssinn, eingehaucht haben. Anders als Golems, werden Homunculi jedoch nicht aus toter Materie wie Stein, Sand oder sogar totem Fleisch zusammengesetzt. Stattdessen handelt es sich bei einem Homunculus um ein Wesen, das bereits vor der Einflößung eines fremden Willens lebendig war. Während der Golembau als dämonische Magie gilt – denn das götterlästerliche Unleben, welches den Golem bewegt stammt aus den Niederhöllen – so ist der Fall des Homunculus bei den aventurischen Gelehrten weit weniger eindeutig geklärt. Aus den flüchtigen Sichtungen und Sagen leiten die Aventurier unterschiedliche Erklärungsansätze ab, wo die Alraunigen im göttlichen Plan zu verorten seien. Manche deuten sie als Feenwesen, die schon immer für sich allein irgendwo fern der Zivilisation existiert haben. Andere vermuten eine ursächliche Verbindung mit Kulturschaffenden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Idee zur Erschaffung eines pflanzlichen Dieners auf der Beobachtung von Feenwesen wie Dryaden basiert. Dies soll hier jedoch nicht abschließend geklärt werden, sondern weiterhin lokalen Mythen und eigenständigen Überlegungen überlassen sein.

Regeltechnisch handelt es sich bei einem Homunculus um ein übernatürliches alchimistisches Elixier, das von jedem mit alchimistischem Talent, den Zutaten und einem entsprechenden Berufsgeheimnis hergestellt werden kann. Dieses Elixier beinhaltet als Hauptzutat einen Wirtskörper, hier die Alraune, welcher magisch belebt wird. Die Belebung, so lautet eine These, sei auf einen magisch gebundenen Astralgeist zurückzuführen, der die Verhaltensweisen der Erschafferin nachahme und so den Eindruck einer Persönlichkeit vermittele. Eine andere These suggeriert die Teilung oder Verrückung der Seele der Erschafferin in das Wesen, sodass eine Art minderes Simulacrum entstehe. Wieder andere behaupten, eine bisher nicht benennbare dämonische Macht erwecke das Wesen im Austausch für einen Minderpakt, der durch die Zelebranz des Rezeptes (unbewusst) angeboten werde. Manche Theoretiker sehen den Schlüssel vielmehr in der Übertragung von Sikaryan, der Essenz des Lebens. Viele weitere innerweltliche Erklärungen sind möglich.

Von anderen Monstrositäten unterscheiden sich Homunculi durch ihre ausgeprägte Persönlichkeit, die umso eigensinniger und komplexer zu sein scheint, je besser das Rezept zu ihrer Erschaffung umgesetzt wurde. Leise raunend sprechen sie mit ihrem Erschaffer, teilen ihm Ideen und teils wahnwitzige Pläne mit. Diese Fähigkeit zu eigenständiger Kreativität macht Homunculi so begehrt unter solchen Hexen und Alchimisten, die für antagonistische Dämonen und hirnlose Arbeitssklaven keine Verwendung hätten. Homunculi lernen schnell die Verhaltensweisen ihres Erschaffers nachzuahmen und eignen sich dessen Wesenszüge und Persönlichkeitsschwächen, bisweilen sogar andere Vorteile und Nachteile an. Ab dem Moment ihrer Erschaffung übernehmen sie zudem zentrale Fertigkeiten, haben jedoch Schwierigkeiten, sich weiterzubilden oder Neues zu erlernen, das über den Horizont ihres Erschaffers hinausgeht. In diesem Sinne dienen sie dem Erschaffer vor allem als Gedächtnisstütze und Gesprächspartner, der eigenes Wissen als Advocatus Diaboli erörternd zurückwirft, Wissensfragmente zusammenbringt, die der Erschaffer nicht zu verbinden vormochte, und mit amoralischer Brillanz überrascht. In gewisser Weise sind Homunculi sehr anhängliche Wesen, die ihrem Erschaffer von sich aus hinterherlaufen und nach Beschäftigung verlangen. Im Laufe der Zeit werden sie mürrischer und wollen aus Prinzip überredet werden, selbst wenn es sich um Tätigkeiten handelt, an denen sie anscheinend Freude haben. Sie arbeiten effizient und fleißig, jedoch nicht, ohne sich grummelnd zu beschweren und über Umstände, Gerätschaften und ihren Erschaffer herzuziehen. Homunculi verweigern selten die Kooperation, strafen ihren Erschaffer jedoch mit Apathie, wenn die regelmäßigen Bäder im Blut ihres Erschaffers ausbleiben, aus denen sie ihren Lebenswillen ziehen. Besonders meisterlich erschaffene Alraunige sollen, so spekuliert das Fachwerk Codex Rei Cogitantis, sogar davon träumen können, sich zu vermehren und ihrerseits Diener zu erschaffen. An der Interaktion mit anderen Personen neben ihrem Erschaffer haben Alraunige kein Interesse. Werden sie von jemand anderem angesprochen, verbleiben sie stumm und starr wie die Wurzel, aus der die erschaffen wurden. Alraunige arbeiten auch in Abwesenheit ihres Erschaffers und lassen sich nicht von ihrem alchimistischen Werk abbringen. Die Materialien, Instrumente und Früchte ihres Werks verteidigen sie bitterlich, sofern sie sie nicht verstecken können. Alraunige fliehen, wenn sie Schmerzen erleiden, welche sie, zumindest scheinbar, empfinden können. Gerne graben sie sich in den Boden ein, um den Augen Fremder zu entgehen, und lassen dann nur ihre Blätter als Sinnesorgane über dem Erdboden stehen.


Der Alraunige Homunculus im Spiel 

Da Homunculi tendenziell intelligenter und fordernder agieren als Tiergefährten, sollten Spielleiterin und Spielgruppe gemeinsam entscheiden, auf welche Weise sie einen Homunculus ins Spiel einbinden möchten. Tritt dieser als Begleiter eines Spielercharakters auf, kann die Gruppe gemeinsam entscheiden, ihn wie einen NSC zu behandeln, der von der Spielleiterin, dem Spieler des Erschaffers oder einer anderen Spielerin zusätzlich zu einem Helden gespielt wird. Wenn der Homunculus nicht als aktives Element im Spiel erwünscht ist, kann er stattdessen ähnlich einem Ausrüstungsgegenstand behandelt werden, der bei Bedarf als mächtiger, aber launischer Assistent Hinweise gibt, Proben modifiziert oder seine Fähigkeiten zur Verfügung stellt. Auch innerweltlich lässt sich dies, anders als zum Beispiel bei Vertrautentieren, plausibel mit der Beziehung zwischen Erschaffer und Homunculus erklären, die von vornherein hauptsächlich instrumenteller Natur ist.


Die Erschaffung eines Alraunigen Homunculus

Die Kunst der Erschaffung eines Willens in willenloser Materie, der eigenständig Diskurs und Schöpfung anstrebt und menschenähnliche Intelligenz besitzt, zeichnet den Alraunigen Homunculus als eine der größten Errungenschaften der Alchimie aus. Für die Prozedur müssen seltene und teure Ingredienzien beschafft werden sowie eine Alraune, die dem Erschaffer optisch (implizit: essenziell) ähnelt. Am schwierigsten ist es jedoch, die nötigen Informationen über das Rezept zu sammeln, welches nicht nur weitgehend unbekannt, sondern moralisch höchst umstritten ist.


Moral & Legalität

Homunculi sind kaum irgendwo ausdrücklich illegal, da sie der Öffentlichkeit mehr als Fiktion denn als Fakt bekannt sind. Mit heftigen Reaktionen muss jedoch gerechnet werden. Gleichzeitig ist es nach keinem aktuellen Gildenrecht ausdrücklich legal, einen Homunculus jeglicher Art zu erschaffen und zu besitzen. Da die Kunst der Erschaffung, insbesondere der Alraunigen Homunculi, ein lange gehütetes Geheimnis mächtiger Hexen und einer Handvoll Alchimisten war, ist das Gildenrecht in diesem Fall nicht abschließend aussagekräftig. Unter naturverbundenen Hexen, Schamanen und Animisten wird ein Homunculus als Kuriosum, aber nicht notwendigerweise als gottlos, tabu oder böse bewertet werden. Bei Alchimisten, Giftmischern und Heilern sind Legenden über Homunculi verhältnismäßig verbreitet, sodass die Neugierde oft überwiegen dürfte. In all diesen Fällen wird die magische Natur des Wesens schnell erkannt werden, und ihre allgemeine Einstellung zur Magie wird die Reaktion der jeweiligen Person beeinflussen. Unter Geweihten und Gildenmagiern wird ein Homunculus wie ein Golem, Daimonid oder eine Chimäre wahrgenommen und je nach akademischem Hintergrund oder Strömung der Kirche mehr oder weniger toleriert. Nur Experten für magische Monstrositäten, Hexen, Alchimisten und die Kirche der Tsa und Hesinde haben einige Experten in ihren Reihen, die einen Homunculus und die Charakteristika seines Wesens identifizieren und von anderen magischen Wesen unterscheiden können, sodass sie im Vorhinein eine stärker ausdifferenzierte Meinung besitzen.


Das Rezept
Das Rezept beschaffen

Um das Berufsgeheimnis der Erschaffung eines Homunculus zu erwerben, muss ab dem Jahr 1042 BF theoretisch lediglich ein monumentales Werk namens Codex Rei Cogitantis gelesen und verstanden werden. Dieses wurde anonym in mehreren Abschriften etwa zeitgleich bei zentralen Forschungsstätten der Alchimie und Golemantie eingereicht, mit der Bitte, es zum Gedeih der Wissenschaft für Fakultätsmitglieder zu veröffentlichen. Es gibt eine Reihe von Persönlichkeiten, denen die Komplexität der Forschung sowie die nötige Gesinnung zugetraut werden, ein solches Werk zu veröffentlichen.

Einige mögliche Kandidaten:

  • Menchal ak’Taran, Oberhaupt der Gilde der Alchimisten von Mengbilla (*929 BF, silberweiße Haare, eisblaue Augen, verschwörerischer Opportunist), mögliche Motivation: möchte an seinem Lebensabend noch einmal beweisen, dass der schwarze Weg der Alchimie der mächtigste ist. Er hat das Manuskript nicht anonym eingereicht, die Empfänger unterschlagen ihm den verdienten Ruhm.
  • Saranya Klippstein, Dekanin der Alchimistischen Fakultät der Universität von Al’Anfa (*983 BF, dunkelblondes Haar mit grauen Strähnen, tiefbraune Augen, philanthropische Idealistin), mögliche Motivation: möchte das Stigma um Alchimie der hexischen Tradition aufbrechen und profanen Alchimisten (wie ihr selbst) deren größtes Werk zugänglich machen.
  • Aluris Mengreyth, Mitglied im Nekromantenrat (*957 BF, graue Haare, Opfer eines Alterungsfluchs, skrupelloser Borbaradianer), mögliche Motivation: erforschte die Grenzen der Belebung von Materie und will sein Werk unter die Gelehrten Aventuriens bringen, um sie mit dem Versprechen von Macht zu seiner Weltsicht zu konvertieren. Das Werk könnte auch von seinem Schüler zusammengestellt worden sein. Sein Name wurde aus Angst von den Manuskripten getilgt.
  • Irschan Chasmir, war Mitglied eines mittlerweile zerschlagenen Borbaradianerzirkels im Ambossgebirge, nun im Exil (*966 BF, dünn werdendes schwarzes Haar, kaum anerkannte Koryphäe der Homunculusforschung), mögliche Motivation: widmet sein Leben im Exil der Homunculusforschung, der Codex Rei Cogitantis stellt sein Lebenswerk dar.

Es wird im offiziellen Aventurien nie zweifelsfrei geklärt werden, wer den Codex Rei Cogitantis verfasst und eingereicht hat. So ist es durchaus möglich, dass es sich dabei stattdessen um eine Heldin oder einen Helden handelte.


Codex Rei Cogitantis
Sprache und Schrift: Bosparano und Garethi in Kusliker Zeichen
Preis: nicht käuflich, Einsicht nach Anmeldung und Eignungsprüfung, angebliche Teilabschriften kursieren auf dem Schwarzmarkt Mirhams
Fachgebiet: Alchimie, Magiekunde, Pflanzenkunde
Verfügbarkeit: je ein handschriftliches Exemplar in den Niederlassungen des Bunds des Roten Salamanders in Brabak und Fasar, in der alchimistischen Fakultät an der Universität von Al’Anfa, der Niederlassung der Gilde der Alchimisten zu Mengbilla, der Schule der variablen Form der Unbelebten Materie zu Mirham, der Dunklen Halle der Geister zu Brabak und, Gerüchten zufolge, der Heptagonakademie zu Yol-Ghurmak.

Im akademisch kontrovers diskutierten Codex Rei Cogitantis werden eine Vielzahl theoretisch möglicher Homunculi diskutiert. Es bietet jedoch nur ein einziges konkretes „Rezept“, nämlich eines für die Erschaffung eines Alraunigen Homunculus. Kritiker werfen dem Werk eine ilaristische Agenda vor. Über die Identität des anonymen Verfassers bzw. der Verfasserin wird spekuliert. Um das Werk intellektuell durchdringen zu können, müssen regeltechnisch folgende Werte mindestens erreicht worden sein: Alchimie 12, Magiekunde 10, Pflanzenkunde 12, Sagen & Legenden 10.


Vor dem Jahr 1042 BF muss ein erheblicher Mehraufwand aufgebracht werden, um die nötigen Manuskripte mit Hinweisen auf Details des Rezeptes zusammenzustellen und aufzuarbeiten. Auszüge folgender Werke müssen dazu, zumindest größtenteils, gefunden und studiert werden. Titel (Sprache des Textes, ggf. verschiedene Versionen verfügbar, Preis, Voraussetzung zum Verständnis, Verfügbarkeit des Werkes (sehr selten: um 10 Exemplare, eher selten: um 50 Exemplare, weniger häufig: um 100 Exemplare, häufig: über 100 Exemplare)

  • Chimaeren & Hybriden (Garethi/Bosparano/Zhayad,
    ab 500 Dukaten, Magiekunde 8/Tierkunde 5,
    sehr selten)
  • Geheimnisse des Lebens (Garethi/Bosparano, ab
    50 Dukaten, Pflanzenkunde 8/Tierkunde 8/Alchimie
    6/Heilkunde Wunden 8, häufig)
  • Lexikon der Alchimie, Band II (Garethi/Bosparano,
    etwa 100 Dukaten, Alchimie 9, eher selten)
  • Trollzacker Manuskripte (Bosparano, etwa 100 Dukaten,
    Magiekunde 10, sehr selten)
  • Wege ohne Namen (Bosparano oder Zhayad, ab
    150 Dukaten, Magiekunde 6, eher selten, in zwölfgöttlich
    dominierten Regionen verboten)

Dabei helfen insbesondere Kontakte bei der Naturkundlichen oder der Alchimistischen Fakultät an der Universität von Al’Anfa, beim Bund des Roten Salamanders in Andergast, Brabak und Fasar, bei der Niederlassung der Gilde der Alchimisten zu Mengbilla sowie bei der Schule der variablen Form der Unbelebten Materie zu Mirham. Heldinnen mit stärkerem Bezug zur Tradition der Hexen oder Druiden sowie geweihten und profanen Gelehrten hilft die Kenntnis folgender Werke:

  • Almanach des Volksglaubens (Garethi, 150 Silbertaler, keine Voraussetzungen, häufig)
  • Bestiarium von Belhanka (Garethi, 100 Silbertaler, keine Voraussetzungen, häufig) Herbarium von Belhanka (Garethi, Wert über 1.000 Dukaten, keine Voraussetzungen, gilt als verschollen)
  • Herbarium Kuslikum (Garethi, etwa 250 Silbertaler, keine Voraussetzungen, häufig)
  • Protokolle von Inquisitionsprozessen (unterschiedliche Sprachen, Bosparano von Vorteil, Götter & Kulte 6 von Vorteil, in betroffenen Tempeln hinterlegt)
  • Sagen aus Andergast über das Svelltland bis ins Bornland (kaum dokumentiert, Befragung der Bewohner erforderlich)

Das Rezept umsetzen

Um den Homunculus zu erschaffen und an den Erschaffer zu binden, muss eine um die Brauschwierigkeit erschwerte Probe auf Alchimie gelingen. Wird dabei ein Patzer gewürfelt, gilt der Homunculus als erfolgreich erschaffen, allerdings verweigert er jeden Gehorsam und wird zu fliehen versuchen. Da ein Homunculus nur im Blut seines Erschaffers regenerieren kann und mit der Zeit allmählich verfällt, wird er bis zu seinem Tode versuchen, sein persönliches Großes Werk der Alchimie zu erschaffen – dies mag etwa ein „Heilmittel“ für seine Kondition sein oder die Erschaffung weiterer Homunculi, falls er sich seiner Sterblichkeit überhaupt bewusst werden sollte. Das letzte Wort hat dabei die Meisterin.

Werte von Homunculi

Die Werte von Homunculi errechnen sich aus Basiswerten mit Boni entsprechend der erreichten Qualitätsstufe bei ihrer Brau- bzw. Erschaffungsprobe. Sie erhalten bei der Erschaffung entsprechend der erreichten QS AP, welche sofort in Fertigkeiten, Homunculusfähigkeiten, Vorteile und Sonderfertigkeiten sowie Steigerungen investiert werden müssen. Es ist nicht möglich, einen Fertigkeitswert des Homunculus höher zu steigern, als ihn der Erschaffer im jeweiligen Talent vorweisen kann. Es ist nicht möglich, Körpertalente zu steigern. Nach der Erschaffung erhalten Homunculi keine weiteren AP. Um einen stärkeren Homunculus zu binden, muss der alte zerstört und ein neuer erschaffen werden.

Publikation(en):
Aventurisches Herbarium, Seite 94ff.