Abgebrochene Ausbildung
Die vorliegende Regel ist eine Fokusregel der Stufe I für den Themenkomplex Heldenerschaffung.
Nicht jeder Scholar eines privaten Lehrmeisters, nicht jeder Eleve einer Akademie und nicht jede Scharlatanin oder jeder Zauberbarde haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Es gibt viele Gründe, warum ein Zauberer seine angefangene Lehre nicht beenden kann oder will. So mag es sein, dass ein Lehrer verstirbt und niemand anderes den Zögling aufnehmen will, oder der Schüler entscheidet selbst, die Ausbildung nach dem Tod seines Meisters nicht fortzusetzen. Vielleicht gab es Probleme mit Mitschülern oder Lehrmeistern, und der Lehrling hat die Akademie klammheimlich verlassen. Möglicherweise hat aber auch seine Leistung nicht ausgereicht, oder er hat gegen die Regularien der Schule verstoßen und wurde hinausgeworfen.
In diesem Abschnitt werden wir dir erläutern, wie du einen Zauberer mit abgebrochener Ausbildung erstellen kannst, denn er sollte sich in seinem Werteprofil von einem Zauberer mit abgeschlossener Ausbildung unterscheiden.
Grundlegend gilt, dass die Auswahl von Talenten, Zaubern und Sonderfertigkeiten usw. in Absprache mit dem Meister stattfinden sollte.
Die Kosten für die einzelnen Fähigkeiten müssen wie immer bei der Heldenerschaffung ausgerechnet und vom AP-Konto abgezogen werden.
Die drei Ausbildungsphasen
Grundsätzlich musst du festlegen, in welcher Phase der Schüler seine ursprüngliche Ausbildung abgebrochen hat. Wir unterteilen hierbei die Ausbildungszeit in drei Phasen: Frühausbildung, Hauptausbildung und Spätausbildung.
Die Zeitspanne dieser drei Phasen für Schüler der einzelnen magischen Traditionen kann hierbei unterschiedlich lange sein, wir haben die Ausbildungszeit aber bewusst abstrakt in diese drei Phasen unterteilt (zu Beispielen für die Ausbildungszeiten der einzelnen Traditionen siehe entsprechend die Beschreibung der Traditionen).
# Die Frühausbildung steht für die ersten Schritte der magischen Ausbildung. In der Regel werden dem Schüler hier weniger magische Grundlagen beigebracht, als vielmehr weltliche Talente und Fähigkeiten. Der Schüler eines Gildenmagiers lernt hier z. B. Lesen und Schreiben, Rechnen und Geschichte. Magie wird theoretisch unterrichtet, und allenfalls ein oder zwei Zauberformeln, die der Zögling bereits zufällig schon einmal gewirkt hatte, werden praktisch geübt.
# In der Hauptausbildung wird vor allem unterrichtet, wie ein Schüler den Fluss der magischen Kräfte lenkt und Zauber wirkt. Er erlernt einen Grundstock an Zauberformeln oder magischen Handlungen (Tänze, Melodien usw.) sowie Techniken (Sonderfertigkeiten), die zum Lehrplan der Ausbildungsstätte gehören. Zudem werden weitere typische Talente der Ausbildungsstätte erlernt, etwa alte Sprachen und Schriften, und bestehende Kenntnisse vertieft.
# Die Spätausbildung beschäftigt sich noch einmal mit der Vertiefung einzelner Zauber, einer profunden Kenntnis der Magietheorie oder der Glaubensvorstellung der Tradition und zahlreichen Prüfungen durch Lehrmeister oder Lehrpersonal.*
* Falls du mit der entsprechenden Fokusregel spielst: In dieser Phase erlernt der Schüler den Zauberstil der Ausbildungsstätte.
Magiedilettanten und Ausbildung
Die Regeln für eine abgebrochene Ausbildung gelten für alle magischen Professionen bzw. Traditionen, mit Ausnahme der Magiedilettanten. Diese haben im Grunde keine Ausbildung genossen, sondern sind bereits Zauberer mit nicht begonnener oder abgebrochener Ausbildung. Zwar haben sie eine eigene Tradition, aber sie folgen nicht den hier vorgestellten Regeln.
Abgebrochene Ausbildung und Erfahrungsgrad
Wir haben an dieser Stelle keine Aussage darüber getroffen, welchen Erfahrungsgrad ein Held mit abgebrochener Ausbildung haben sollte. Es kann sein, dass du einen jugendlichen Helden spielen möchtest, der eben gerade beschlossen hat, nicht weiter zu studieren, und den du mit einem niedrigen Erfahrungsgrad erstellen solltest. Du kannst dich aber auch für einen Zauberer entscheiden, dessen Rauswurf von der Akademie bereits ein Jahrzehnt zurückliegt. Dieser wird sich mittlerweile entwickelt haben und, trotz aller Schwierigkeiten in der Vergangenheit, sein Wissen um die Magie erweitert haben. Die AP des höheren Erfahrungsgrads kannst du dann dazu nutzen, um seinen weiteren Werdegang auszugestalten.
Für einen Helden, der erst kurz vor seiner Abschlussprüfung die Ausbildung abgebrochen hat, benötigst du diese Regeln nicht. Er hat bereits alles gelernt, um das typische Werteprofil einer Profession zu erhalten.
Der Zeitpunkt des Abbruchs
Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt ein Zauberer seine Ausbildung abgebrochen hat, wird sich sein Werteprofil von einem vollständig ausgebildeten Abgänger unterscheiden. Nachfolgend sind die einzelnen Zeitpunkte des Abbruchs festgehalten, die du zur Erstellung eines Zauberers mit abgebrochener Ausbildung wählen kannst.
Keine Ausbildung
Sollte der Held überhaupt keine Ausbildung in seiner Tradition genossen haben, also nicht mal die Frühausbildung richtig begonnen haben, so gibt es zwei Möglichkeiten, wie ein solcher Abenteurer erstellt werden kann.
# Entweder ist bei ihm das magische Erbe so verkümmert, dass er nicht zaubern kann. In diesem Fall kannst du einfach einen profanen Helden erstellen, der nur einen exotischen Hintergrund hat. Er kann nicht auf Magie zurückgreifen. Der Funke von Madas Gabe ist einfach zu schwach bei ihm ausgeprägt oder entwickelt.
# Es kann sich bei ihm auch um einen Magiedilettanten handeln. Vielleicht ist aus ihm ein intuitiver Zauberer geworden oder er schlägt sich als Meistertalentierter durchs Leben. Erstelle den Helden einfach nach den üblichen Regeln für Magiedilettanten.
Abbruch während der Frühausbildung
Wenn ein Held die Frühausbildung begonnen hat und diese abbricht, sollte der Spieler einen intuitiven Zauberer erstellen. Deutlich seltener wird aus einer abgebrochenen Ausbildung ein Meistertalentierter hervorgehen, aber auch das ist prinzipiell möglich. So ist beispielsweise eine begabte Tänzerin vorstellbar, die ihre Lehrzeit als Sharisad früh wieder beendet hat und ihre Zuschauer seither mit ihrem Meistertalent unterhält.
Nur für intuitive Zauberer gelten folgende Einschränkungen:
# Bis zu zwei Zauber des intuitiven Zauberers sollten typische Zauber sein, die an der Ausbildungsstätte unterrichtet werden.
# Hat der Held eine Tradition abgebrochen, die nicht über Zauber, sondern nur über magische Handlungen verfügt, kann er dennoch als intuitiver Zauberer erstellt werden. Er sollte hierbei bis zu zwei Zauber auswählen, die Ähnlichkeiten mit passenden magischen Handlungen haben, die von der Ausbildungsstätte gelehrt werden
Für intuitive Zauberer und Meistertalentierte gelten folgende Einschränkungen:
# Bei Professionen, für die bestimmte Talente sehr wichtig waren (z. B. Tanzen bei Zaubertänzern, Singen/Musizieren bei Zauberbarden und Gaukeleien bei Scharlatanen), sollte auch der Held mit der abgebrochenen Ausbildung mindestens einen FW von 2 darin besitzen (siehe Tabelle Wichtige Talente bei Abbruch).
# In den meisten Fällen sollte der Held zudem die Sprache und die Schrift, die für die Ausbildungsstätte prägend sind, erlernt haben.
Abbruch während der Hauptausbildung
Bricht ein Held seine Lehre erst in der Hauptausbildung ab, hat er eine deutlich größere Prägung durch seine bisherige Ausbildung erfahren als bei einem Abbruch in der Frühausbildung.
# In diesem Fall solltest du deinen Helden mit der Tradition der Profession ausstatten, von der er unterrichtet wird (beispielsweise Tradition Gildenmagier, Zauberbarden oder Scharlatane).
# Wähle die Hälfte der typischen Zauber aus, die an seiner Ausbildungsstätte gelehrt werden. Darin sollte der Held mindestens den halben FW aufweisen, der im Professionspaket angegeben ist. Gleiches gilt für magische Handlungen.
# Die restlichen Zauber, über die der Held verfügen kann, können frei gewählt werden. Diese müssen nicht den Zaubersprüchen der Ausbildungsstätte entsprechen, aber du musst die Regeln für die maximale Anzahl der Zauber und für Fremdzauber bei der Heldenerschaffung berücksichtigen (siehe Regelwerk Seite 39).
# Bei Traditionen, in denen der Held statt Zaubern magische Handlungen erlernt, gelten die Aussagen zu den Zaubern analog. So kann beispielsweise ein Zauberbarde mit abgebrochener Ausbildung Zaubermelodien beherrschen, allerdings nur die Hälfte der typischen, im Professionspaket aufgeführten, und mindestens auf dem halben FW, der bei der Profession vorgeschlagen wird.
# Bei Professionen, für die bestimmte Talente sehr wichtig waren (z. B. Tanzen bei Zaubertänzern, Singen/Musizieren bei Zauberbarden oder Gaukeleien bei Scharlatanen), sollte auch der Held mit der abgebrochenen Ausbildung mindestens einen FW von 3 darin besitzen (siehe Tabelle Wichtige Talente bei Abbruch).
# Sonderfertigkeiten, die zur Tradition/Profession passen, können erworben werden.
# In den meisten Fällen sollte der Held zudem die Sprache und die Schrift, die für die Ausbildungsstätte prägend sind, erlernt haben. Der Held kann auch mehr als nur eine Sprache/Schrift auswählen, die typisch für die Ausbildungsstätte ist.
Abbruch während der Spätausbildung
Während der Spätausbildung ist der Held schon fast ein vollwertiges Mitglied seiner Tradition.
# Bricht der Held während der Spätausbildung ab, so sollte er die unterrichtete Tradition als Sonderfertigkeit erhalten (beispielsweise die Tradition Gildenmagier).
# Wähle alle typischen Zauber aus, die an seiner Ausbildungsstätte gelehrt werden. In diesem Fall sollte der Held bei der Hälfte der Zauber den vollen FW aufweisen, der bei dem Professionspaket angegeben ist, beim Rest den halben FW. Gleiches gilt für magische Handlungen.
# Der Rest der Zauber, über die der Held verfügen kann, können frei gewählt werden. Diese müssen nicht den Zaubersprüchen der Ausbildungsstätte entsprechen, aber du musst die Regeln für die maximale Anzahl der Zauber und für Fremdzauber bei der Heldenerschaffung berücksichtigen (siehe Regelwerk Seite 39).
# Bei Traditionen, in denen der Held statt Zauber magische Handlungen beherrschen müsste, gelten die Aussagen zu den Zaubern analog. So kann beispielsweise ein Zauberbarde auch alle Zaubermelodien beherrschen, allerdings mindestens die Hälfte davon auf dem halben FW, der bei der Profession vorgeschlagen wird. Die restlichen Zaubermelodien sollte er mit dem vollen im Professionspaket genannten FW beherrschen.
# Bei Professionen, für die bestimmte Talente sehr wichtig waren (z. B. Tanzen bei Zaubertänzern, Singen/Musizieren bei Zauberbarden oder Gaukeleien bei Scharlatanen), sollte auch der Held mit der abgebrochenen Ausbildung mindestens einen FW von 4 darin aufweisen.
# Sonderfertigkeiten, die zur Tradition/Profession passen, können allesamt erworben werden. Spielst du mit den Fokusregeln zu Zauberstilen, solltest du auch die entsprechende Zauberstilsonderfertigkeit der Ausbildungsstätte für deinen Helden erwerben.
# Der Held sollte zudem auch die Sprache und die Schrift erlernt haben, in der an der Ausbildungsstätte unterrichtet wird. Der Held kann auch mehr als nur eine Sprache/Schrift auswählen, die typisch für die Ausbildungsstätte ist.
Wichtige Talente bei Abbruch | |
Tradition | Talent |
Zauberbarden | Musizieren und/oder Singen |
Zaubertänzer | Tanzen |
Gildenmagier | Magiekunde |
Scharlatane | Gaukeleien |
Sonstige Einschränkungen abgebrochener Ausbildungen
Beachte, dass eine abgebrochene Ausbildung noch weitere Einschränkungen nach sich ziehen kann.
# Der Held verfügt vermutlich noch nicht über ein Traditionsartefakt, da dies in der Regel erst in der Spätausbildung angefertigt wird, vor oder kurz nach Abschluss der Ausbildung. Dies hängt aber von der Hintergrundgeschichte des Helden ab. Der Spieler kann in Absprache mit dem Meister vereinbaren, dass der Held bereits ein Traditionsartefakt hat. Allerdings kann der Zugang zu Sonderfertigkeiten für das Artefakt schwierig sein, da kaum ein anderer Angehöriger der Tradition jemanden mit abgebrochener Ausbildung unterstützt.
# Mitglieder der gleichen Tradition bringen dem Helden aufgrund seiner abgebrochenen Ausbildung eventuell keine weiteren Zauber / magischen Handlungen bei. Schlimmstenfalls strafen sie ihn sogar mit Vorurteilen oder Misstrauen. Dies führt bei Proben auf Gesellschaftstalente (außer Einschüchtern, Menschenkenntnis, Verkleiden und Willenskraft) gegenüber anderen Angehörigen der Tradition zu einer Erschwernis von 1.
# Der Held hat möglicherweise weniger Rechte, z. B. genießt er keinen Schutz durch seine Gilde oder hat kein Akademie- oder Gildensiegel, um sich auszuweisen. Er wird als Gildenmagier keinen Bonus auf seinen sozialen Stand erhalten, so wie es für Magier üblich ist, und verfügt über einen eine Stufe niedrigeren sozialen Stand (siehe Regelwerk Seite 338).
Publikation(en):
Aventurische Magie, Seite 69ff