Liturgien sind jedoch nicht das einzige Rüstzeug eines Geweihten. In den meisten Kirchen und Kulten gibt es sogenannte Zeremonien, die deutlich mehr Aufwand und Vorbereitungszeit erfordern. Im Grunde sind Zeremonien jedoch nichts anderes als langsam wirkende Liturgien und laufen grundsätzlich nach den gleichen Regeln ab.
1. Benennung des Ziels
Am Anfang jeder Zeremonie stehen die Auswahl von Ort und Zeit. Dann muss der Geweihte das Ziel seiner Zeremonie auswählen. Hierbei sind mehrere Punkte zu beachten:
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Ist das Ziel der Zeremonie in Reichweite?
Zeremonien können nur über eine recht begrenzte Distanz gewirkt werden, da die Karmaenergie des Geweihten auf das Ziel überspringen muss. Wenn das Ziel nicht berührt werden kann, muss der Geweihte es während der gesamten Zeremoniedauer sehen, und es muss außerdem während der gesamten Liturgiedauer in Reichweite der Zeremonie sein, sonst misslingt die Zeremonie automatisch. -
Handelt es sich um die richtige Zielkategorie?
Kann die Zeremonie auf diese Art von Wesen oder Objekt überhaupt gewirkt werden? Es gibt Zeremonien, die nur auf Objekte gewirkt werden können, während andere ihre Wirkung nur bei Dämonen oder Elementaren entfalten können. Dies ist jeweils bei der Zeremonie angegeben. Handelt es sich um die falsche Zielkategorie, misslingt die Zeremonie automatisch.
Modifikatoren für die Zeremonieprobe
Ort und Zeit können die Zeremonieprobe beeinflussen. An heiligen Orten der Gottheit oder in Tempeln ist eine Zeremonie leichter zu wirken. Auch Tempel von Gottheiten des gleichen Pantheons, wie das der Zwölfgötter, können Erleichterungen einbringen (Meisterentscheid). Feindselige Götter, Tempel des Namenlosen oder Unheiligtümer von Erzdämonen oder gar Erzdämonen, die ein Gegenpart zum eigenen Gott darstellen, erschweren die Probe.
Der Zeitpunkt kann ebenfalls die Probe modifizieren. Jeder der Zwölfgötter hat einen eigenen Monat im Jahr (mit 30 Tagen). In diesem Monat kann man Zeremonien leichter wirken. Manche Kirchen zelebrieren auch Feiertage der Gottheit, und an diesen Tagen wird das Wirken ebenfalls leichter. Die letzten fünf Tage des Jahres gehören dem Namenlosen – an ihnen ist das Wirken von Zeremonien aller anderen Götter erschwert.
2. Festlegen der Modifikationen
Zeremoniemodifikationen
Zeremoniedauer | 5 Minuten | 30 Minuten | 2 Stunden | 8 Stunden | 16 Stunden | 32 Stunden |
Reichweite | Berühren | 4 Schritt | 8 Schritt | 16 Schritt | 32 Schritt | 64 Schritt |
Kosten | 8 KaP | 16 KaP | 32 KaP | 64 KaP | 128 KaP | 256 KaP |
Modifikationen im Überblick
# Erzwingen
Kosten um einen Schritt erhöht, Zeremonieprobe um +1 erleichtert (bei einigen Zeremonien nicht anwendbar, dann aber extra erwähnt).
# Kosten senken
Kosten um einen Schritt gesenkt, Zeremonieprobe um –1 erschwert (bei einigen Zeremonien nicht anwendbar, dann aber extra erwähnt).
# Reichweite erhöhen
Reichweite um einen Schritt erhöht, Zeremonieprobe um –1 erschwert.
# Zeremoniedauer erhöhen
Zeremoniedauer um einen Schritt erhöht, Zeremonieprobe um +1 erleichtert.
# Zeremoniedauer senken
Zeremoniedauer um einen Schritt gesenkt, Zeremonieprobe um –1 erschwert.
3. Technik einsetzen
Jede Zeremonie erfordert ihre eigene Technik und Gebete. Erst wenn diese ausgeführt sind, kann die Zeremonie wirken. All diese Methoden erfordern Zeit und Konzentration. Dieser Zeitraum wird Zeremoniedauer genannt. Die Dauer der Zeremonie ist bei der jeweiligen Zeremonie angegeben. Anders als bei Liturgien kann man bei Zeremonien die Gebete und Gesten nicht weglassen.
Die Kunst der Wiederholung
Zeremonien, die länger als 2 Stunden dauern, können über mehrere Tage hinweg gewirkt werden. An mehreren aufeinanderfolgenden Tagen wird dazu die Zeremonie für mindestens 2 Stunden ausgeführt, bis die entsprechende Zeremoniedauer erreicht ist. Hierzu darf der Ort der Zeremonie während der Pausen jedoch nicht betreten werden, damit die sich aufbauenden karmalen Muster nicht gestört werden. Geschieht dies trotzdem, gilt die Zeremonie als gescheitert und der Geweihte muss die Kosten für eine misslungene Zeremonie bezahlen.
4. Ablegen der Probe
Am Ende der Zeremoniedauer wird die Fertigkeitsprobe auf die Zeremonie abgelegt. Modifiziert wird sie bei vielen Zeremonien durch die Seelenkraft oder die Zähigkeit des Ziels, sofern die Zeremonie den Geist des Wesens beherrschen oder seinen Körper verwandeln soll. Bei einigen Zeremonien muss der Held zudem vor dem Ablegen der Probe sagen, wie viele Karmapunkte er einsetzen möchte.
Kritische Erfolge und Patzer
Wie auch bei anderen Fertigkeitsproben kann es bei Liturgie- und Zeremonieproben zu Kritischen Erfolgen und Patzern kommen. Kritische Erfolge erzeugen meist stärkere Effekte als üblich. Wenn es für den Geweihten nützlich ist, können 1W6 Punkte auf die FP addiert werden. Außerdem kostet die Liturgie/Zeremonie nur die Hälfte der angegebenen KaP.
Karmale Patzer sind meist unangenehm, teilweise sogar ausgesprochen gefährlich. Zur Bestimmung der Patzerwirkung kannst du mit 2W6 die Auswirkung auswürfeln.
Patzertabelle für Liturgien und Zeremonien
Ergebnis (2W6) | Auswirkung |
2 | Im Umkreis von 2W6 Metern gehen brennbare Materialien in Flammen auf (außer Lebewesen und die Kleidung des Geweihten). |
3 | Die gewirkte Liturgie/Zeremonie hat einen gegenteiligen Effekt. Ein Bann des Lichts erzeugt Licht, ein Heilsegen fügt dem Ziel Schaden zu usw. |
4 | Das Ziel der Liturgie/Zeremonie ändert sich zufällig nach Wahl des Meisters. |
5 | Der Geweihte hat für 1W6 Tage nachts seltsame Visionen und Alpträume. |
6 | Durch einen Blick in die Sphären ist der Geweihte so eingeschüchtert, dass er einen Tag lang 3 Stufen Furcht erhält. |
7 | Der Geweihte verliert für 1W6 Tage die Fähigkeit, auf seinen KE-Vorrat zuzugreifen. |
8 | Der Geweihte erhält für einen Tag 4 Stufen Entrückung. |
9 | Der Geweihte ist für einen Tag lang verwirrt und redet unverständliches Zeug, an das er sich später nicht mehr erinnert. Er erhält 3 Stufen Verwirrung. |
10 | Der Geweihte verliert für 1W6 Tage seine Befähigung zu sprechen. |
11 | Für einen Tag erhält der Geweihte ein Stigma. |
12 | Der Geweihte verwurzelt mit dem Boden und kann seine Füße für 1W6 Minuten nicht bewegen. Er erhält währenddessen den Status Fixiert. |
5. Abzug der KaP
Nun muss der Geweihte noch die nötigen Karmapunkte für die Zeremonie ausgeben. Die Kosten der Zeremonie können durch Modifikationen und äußere Einflüsse beeinflusst werden. Misslingt die Zeremonie, muss der Geweihte die Hälfte der so berechneten Karmapunkte ausgeben. Beim Misslingen der Probe werden zur Berechnung des KaP-Verlustes die Grundkosten + die Kosten für die erste Zeiteinheit herangezogen.
6. Ermittlung der Wirkung
Schlussendlich tritt die Wirkung der Zeremonie ein, oder eben nicht, falls sie misslungen ist.
Publikation:
Kodex des Götterwirkens, S. 15ff